Auf dem Weg zum Kreuz: Simon von Kyrene


Auf dem Weg zum Kreuz: Simon von Kyrene

Matthäus 27,32:

Als sie aber hinauszogen, fanden sie einen Mann von Kyrene namens Simon; den zwangen sie, ihm das Kreuz zu tragen.

Markus 15,21:

Und sie zwangen einen Vorübergehenden, der vom Feld kam, Simon von Kyrene, den Vater von Alexander und Rufus, ihm das Kreuz zu tragen.

Lukas 23,26:

Und als sie ihn hinführten, ergriffen sie einen gewissen Simon von Kyrene, der vom Feld kam,und legten ihm das Kreuz auf, damit er es Jesus nachtrage.

Simon von Kyrene beschäftigt mich schon einige Zeit. Ich frage mich, wer dieser Mann war und woher er kam. Wie war die Begegnung mit Jesus für ihn? Matthäus, Lukas und Markus schreiben alle drei über ihn aber er bekommt nur wenige Worte der Aufmerksamkeit. Ein Vers, dreimal erzählt. Tauchen wir gemeinsam in diese Verse ein und lassen wir diesen kurzen Moment mit Simon und Jesus auf uns wirken.

  1. Wir kennen seinen Namen. Simon heißt er. Die Bibel bleibt uns immer wieder den Namen einer Person schuldig, aber Simon wird erwähnt.
  2. Simon ist keiner der zwölf Jünger, die in diesen letzten drei Jahren Tag und Nacht bei Jesus waren. Er ist fremd. Er ist Afrikaner. Er stammt aus Kyrene im Norden Libyens über 1000km von Jerusalem entfernt.
  3. Er ist da, ganz nah bei Jesus in den letzten Stunden seines irdischen Lebens. Hat er bereits von Jesus gehört? Weiß er von den verschiedenen Wundern? Weiß er, warum Jesus einen so grausamen Tod sterben soll?
  4. Die Römer zwingen ihn, das Kreuz von Jesus zu tragen. Zwingen. Niemand verweigerte einen Befehl eines römischen Soldaten. Ich frage mich ob Simon groß und stark gewesen ist. Er kam doch vom Feld, lesen wir. Es ist ein schwerer Holzbalken, den er zu tragen bekommen hatte. Ist er gerade zufällig dort als Jesus am meisten Hilfe braucht? Was geht Simon durch den Kopf? Schauen sie einander an?
  5. Es kommt mir ungewöhnlich und fast verkehrt vor, dass Simon für Jesus das Kreuz trägt. Diese Handlung entspricht irgendwie nicht unserem Gottesbild. Jesus ist doch derjenige, der unsere Last tragen soll. Alle unsere Sünden sind mit auf dieses Kreuz geladen. Das wahre Gewicht dieses Kreuzes können wir uns gar nicht vorstellen. Aber hier ist Jesus schwach, zu schwach. Er ist ausgepeitscht worden. Er ist tief verwundet. Er wird verachtet. Sein Leid ist groß.
  6. Simon geht hinter Jesus her. Weiß Jesus sogar, dass Simon hinter ihm geht? Das erinnert mich an das Bild der Jüngerschaft. Wir Christen folgen unserem Christus nach. Er geht uns als Beispiel voraus.
  7. Wir lesen, dass Simon zwei Söhne hat. Vater sein, das kennt er. Ein Vater von zwei Söhnen trägt das Kreuz für den Sohn eines anderen Vaters. Dienen kostet. Liebe kostet. Väter verstehen das gut.
  8. Nicht zuletzt hat Simon durch das Tragen des Kreuzes es möglich gemacht, dass Jesus seine Mission am Kreuz erfüllt und vollendet hat. Er hat Jesus in seinen schweren, schwachen und schmerzvollen Stunden gedient.

Welche Impulse kommen bei dir hoch, wenn du diesen bewegenden Moment zwischen Simon und Jesus durch deinen Kopf gehen lässt? Wenn du dich in diese Szene hineinversetzt, wo bist du, was spürst du, was siehst du?

Ich sehe einen Mann, der keine Ahnung hat, wie nah er Gott ist. Ich sehe einen Mann, der mit großer Wahrscheinlichkeit die Kreuzigung beobachtet und sich gefragt hat, wer Jesus wirklich ist.

Man kann sagen, dass Simon der erste Mensch ist, der die Aussage Jesu im Lukasevangelium 9,23 auf einer Art und Weise erfüllte:

Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.

Simon verleugnet sich, nimmt das Kreuz von Jesus auf sich und geht ihm nach. Ich vermute, dass sein Leben an jenem Tag für immer verändert worden ist.

Gemälde von Titian via Wikimedia.


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