In unserer Predigtserie zum Thema Glaubenskrisen haben wir uns zuletzt mit Zweifeln beschäftigt, die aus intellektuellen Fragen entstehen. In der kommenden Predigt richten wir den Blick auf die andere Seite: die Zweifel, die aus unseren Emotionen und persönlichen Erfahrungen kommen. Was tun wir, wenn das Leben auseinanderzufallen scheint und wir Halt suchen – und warum ist dieser Halt oft schwer zu finden?
Wenn alles zerfällt
Diese Erfahrung ist für mich nämlich nicht nur Theorie. Vor zwei Jahren stand ich selbst an einem Punkt, an dem die Worte "Wenn alles zerfällt" plötzlich sehr real wurden. Es ging nicht mehr darum, jemand anderem in einer schweren Phase seelsorgerlich beizustehen, ich fühlte mich selbst am Ende meiner Kraft. Und die vertrauten Antworten und theologischen Gedanken, die sonst Halt geben, schienen kraftlos.
In solchen Momenten zerbricht die Illusion, dass wir alles im Griff haben. Es geht nicht mehr darum, warum der Zweifel existiert, sondern darum, wie wir überhaupt weitermachen können. Und genau da wird die Frage nach dem "Halt finden" existenziell.
Halt finden
Theoretisch wissen wir, dass bei Gott der Ort ist, wo wir Halt und Frieden finden können. Doch wenn die inneren Stürme toben, ist es oft schwer, diesen Halt auch zu spüren. Unser Kopf mag uns sagen, dass Gott da ist - doch unsere Herzen fühlen oft etwas anderes. Es ist ein Paradox: Wir kennen den Glauben, und doch fühlen wir uns allein und leer. Wenn es dir ähnlich geht, dann sei dir sicher, dass du damit keine Ausnahme bist. Viele Menschen fühlen sich in schweren Zeiten, trotz tiefen Glaubens, verlassen. Hier stellt sich die Frage: Wie können wir Jesus finden, wenn uns selbst unser Glaube als leer erscheint?
"Komm zu mir"
Jesus gibt uns eine klare Einladung, die uns an diesem Punkt abholt. Im Matthäusevangelium, Kapitel 11, Vers 28, sagt er:
Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Bei mir werdet ihr Ruhe finden.
Diese Worte sprechen von einem Trost, der über unsere Logik und über unsere Zweifel hinausgeht. Es ist eine Einladung, mit all unserer Verzweiflung und all unseren offenen Fragen zu ihm zu kommen. Jesus lädt uns ein, mit unseren emotionalen und existenziellen Zweifeln vor ihm zu stehen – so, wie wir sind.
Ein Glaube, der auch durch Zweifel trägt
Diese Einladung ist eine Erinnerung daran, dass unser Glaube nicht auf vollständigem Verstehen beruht, sondern auf Vertrauen. Unser Glaube ist nicht das Ende aller Zweifel, sondern ein Weg, durch die Zweifel hindurch. Indem wir zu Jesus kommen, dürfen wir darauf hoffen, dass er uns gerade in unseren Schwächen begegnet und uns Kraft schenkt, selbst wenn alles andere zerfällt.
Wenn du dich gerade in einer Zeit des Zweifelns und der Belastung befindest, dann möchte ich dich einladen, diesem Ruf zu folgen. Nicht, um sofort alle Antworten zu finden, sondern um zu spüren, dass Jesus da ist, dass er dich sieht und dass er Ruhe und Halt anbietet.
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