Am 24. Dezember 2019, also vor fast einem Jahr, ist meine Mutter völlig unerwartet gestorben. Je näher Weihnachten rückt, desto mehr schmerzt der große Verlust wieder. Und ich ertappe mich bei dem Wunsch, die Weihnachtszeit einfach überspringen zu wollen. Wenn ich könnte, würde ich am liebsten auf Schnellvorlauf drücken bis zum Neuen Jahr. Denn 2021 bringt - so hoffe ich - weniger Schmerz und wieder mehr Normalität.
Aber nicht nur für mich ist diese Weihnachtszeit so ganz anders als erträumt. Es ist für uns alle eine Zeit, die von Verlust und Getrennt sein geprägt ist. Menschen die uns lieb und teuer sind, werden wir nicht sehen können. Traditionen die diese Zeit so einzigartig machen fallen aus. Feiern ist nur im engsten Kreis möglich und ob Feierstimmung aufkommen wird fraglich. Aber vergesse ich bei meinem Wunsch diese Zeit einfach nur schnell hinter mich bringen zu wollen nicht etwas ganz Wichtiges?
Gott kommt uns entgegen
Weihnachten ist nicht das "Drum Herum", das ich so liebe. Damals vor 2000 Jahren war es nicht romantisch, warm und heimelig. Ein Paar, das ein Kind zur Welt bringt, ohne Dach über dem Kopf, fern von zuhause. Einfach, aber von so unendlich tiefer Bedeutung. Denn Gott selbst machte sich auf, um seinen Geschöpfen entgegen zu kommen. Er kam so nah wie es nur möglich war, als verletzliches, nahbares Kind. Er kam in die von Getrenntheit, Krankheit und Tod geprägte Schöpfung, um sie an sich zu ziehen und mit neuem Leben zu erfüllen. Dieses göttliche Eingreifen in seine Schöpfung ist es, was wir an Weihnachten feiern!
Der Apostel Johannes beschreibt die Geburt diese Kindes am Beginn seines Evangeliums in Johannes 1,9 (Schlachter 2000) so:
Das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kommen.
Licht, das in die Finsternis kommt. Wo Licht ist, da ist Leben. Wo Licht ist, da kann ich wieder klar sehen, wo Licht ist, da ist Wärme. Wo Licht ist, da ist auch wieder Hoffnung!
Christus Raum geben
Was wäre, wenn ich in dieser Weihnachtszeit innehalten würde anstatt auf Schnellvorlauf zu drücken? Was wenn ich diesem Licht in mir Raum gäbe? Ja, dann spüre ich den Schmerz des Verlustes. Ich lasse die Zerbrechlichkeit unseres Daseins an mich heran. Ich erlebe das Getrennt sein von jenen, die mir lieb sind, so wie Viele von uns!
Aber ich laufe nicht davon, sondern öffne mich der Begegnung mit dem Licht, dessen Geburt wir feiern. Christus, der wie kein Anderer weiß, was Trennung und Verlust bedeuten. Er, der am Kreuz unsere Trennung von Gott auf sich genommen hat, damit wir wieder Zugang zu der göttlichen Liebesbeziehung haben können.
Unsere Herzen neu entzünden lassen
Langsam verändert sich meine Sichtweise. Ich erkenne, das gerade weil Weihnachten 2020 so anders ist, Christus mir neu begegnen möchte. Er lädt mich ein zur Krippe zu kommen, um mir im Herzen neu das Licht seiner Gegenwart anzuzünden.
Wie ist es mit dir? Das Kind in der Krippe lädt auch dich ein in diesen herausfordernden Zeiten das Licht seiner Gegenwart in deinen Verlust, dein Getrennt sein und deine Verzweiflung scheinen zu lassen.
Das wahre Weihnachten ist etwas, das in meinem Inneren geschieht, unabhängig davon ob ich mit meiner Mutter Weihnachtskekse backen kann oder nicht. Es ist das Anzünden lassen des göttlichen Lichtes in meinem Herzen. Und dieses Licht gibt mir nicht nur Hoffnung, sondern hilft mir wieder aufzustehen. In diesem Licht kann ich mich meinen Herausforderungen inmitten einer Pandemie, meinen Ängsten über eine Zukunft ohne die Sicherheit einer Mutter an meiner Seite und sogar meinem Schmerz stellen.
Foto von Carolyn V. via Unsplah.
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