Die Streaming-Software OBS ist in Zeiten von Corona auch im christlichen Bereich zu einem wichtigen Tool geworden, um Gottesdienste digital miterleben zu können. Den "Dienst" Streaming personell zu besetzen, wurde damit für viele Kirchen und Gemeinden praktisch über Nacht essentiell - und damit einher gingen Herausforderungen, wie man den Dienst so effizient und einfach wie möglich gestalten kann. Schließlich ist es ein Dienst, der seit März 2020 in vielen Gemeinden ausnahmslos Woche für Woche stattfindet.
Eine Maßnahme, die wir in unserer Gemeinde getroffen haben, um den Dienst zu vereinfachen, war die Automatisierung von Inserts. In diesem Blog-Post beschreibe ich, wie wir das gemacht haben. Um gleich entscheiden zu können, ob diese Automatisierung auch für deine Gemeinde eine Möglichkeit ist, solltest du die folgenden 4 Fragen mit JA beantworten können:
- Alle relevanten Informationen des Gottesdienstes, die via Inserts in OBS gezeigt werden sollen, sind zentral und digital (also online) vorhanden. Das trifft beispielsweise dann zu, wenn du auf deiner Website oder in einem anderen Online-Tool deinen Gottesdienstplan (wie beispielsweise Predigttext, Predigtthema, leitende Personen oder die gesungenen Lieder) im Vorfeld des Gottesdienstes verwaltest.
- Alle relevanten Informationen des Gottesdienstes können über eine (abgesicherte) Schnittstelle abgefragt werden.
- Es sind einfache HTML-Kenntnisse vorhanden, um Inserts im Look'n'Feel der Gemeinde zu erstellen.
- Es sind node.js-Kenntnisse vorhanden, um jeweils eine HTML-Datei pro Insert zu erstellen.
Wenn du alle 4 Fragen mit JA beantworten kannst oder auch einfach nur neugierig bist, was wir gemacht haben, dann lies jetzt weiter ...
Schritt 1: Inserts nicht als Texte, sondern als lokale HTML-Datei in Szenen einbauen
OBS ist unglaublich flexibel, was "Sourcen" in Szenen anbelangt. Unter anderem lassen sich "Websites" einbauen. Allerdings nicht nur Websites im klassischen Sinn, sondern auch lokale HTML-Dateien. Diese Funktion kann nun auch für Inserts genutzt werden. In unserer Gemeinde sehen diese Inserts anfangs - also noch mit Platzhaltertexten - so aus:
Um Inserts dieser Art zu erstellen, benötigt es einfache HTML-Kenntnisse. Um dem Look'n'Feel unserer Gemeinde zu entsprechen, haben wir für diese HTML-Inserts beispielsweise die in unserer Gemeinde verwendeten Schriftarten sowie Farben verwendet.
Schritt 2: Für alle Szenen (Einblendungen), die sich Sonntag für Sonntag ändern, Platzhalter-Sourcen vorbereiten
Nun gilt es darüber nachzudenken, welche Einblendungen in der Gemeinde Sonntag für Sonntag gebraucht werden und wofür Informationen in einem zentral verwalteten Gottesdienstplan vorhanden sind. Für diese Einblendungen müssen Platzhalter-Website-Sourcen vorbereitet werden, welche in Schritt 3 automatisiert mit den jeweiligen Inhalten des Sonntags ersetzt oder auch freigelassen werden (nicht jedes Insert hat bei uns beispielsweise eine "Note" oder eine "Additional Note"). In unserem Fall waren das beispielsweise Einblendungen für den Predigttext, das Datum, den Prediger, der/die Moderator*In und die gesungenen Lieder (wir blenden in unserer Gemeinde keine Liedtexte, sondern nur die Liedtitel ein und verweisen dabei auf ein Liedblatt, welches parallel heruntergeladen werden kann). Jede der relevanten Szenen beinhaltet am Ende eine Website-Source, die auf eine lokale HTML-Datei mit allgemein gültigen Namen referenziert, wie beispielsweise Insert-Moderator.html.
Schritt 3: Die referenzierten HTML-Dateien automatisiert auf Basis des Gottesdienstplans erstellen
Ein lokal am Streaming-Gerät laufendes node.js-Skript greift via Schnittstelle auf den online verfügbaren Gottesdienstplan zu und erstellt nun Szene für Szene das entsprechende HTML-Insert. Dabei werden die vorbereiteten Platzhaltertexte (siehe oben) mit den tatsächliche Inhalten ersetzt (siehe unten):
Das node.js-Skript kann mit einem einfachen Klick geöffnet werden. Wenn du hierfür eine Vorlage benötigst, dann kannst du uns gerne anschreiben!
Vorteile
Was sind jetzt eigentlich die entscheidenden Vorteile bei dieser Vorgehensweise? Für uns haben sich folgende ergeben und wir erachten sie als essentiell:
- Der Vorbereitungsaufwand für die für den Stream verantwortliche Person hat sich deutlich reduziert. Wo es anfangs Sonntag für Sonntag notwendig war rund 15 Inserts manuell zu aktualisieren, genügt es nun einmalig ein Skript auszuführen, welches automatisiert alle für den Sonntag üblicherweise notwendigen HTML-Inserts erstellt.
- Durch Vorteil 1 wurde zugleich die Fehleranfälligkeit reduziert. War bei dir in der Gemeinde schon mal jemand in der Situation nicht zu wissen, wer moderiert? Oder über welchen Text gepredigt wird? Oder es hat sich ein Tippfehler in ein Insert eingeschlichen? Ein zentral verwalteter und betreuter Gottesdienstplan beinhaltet üblicherweise all diese Informationen. Es sollte damit zu keinen Fehlern oder Lücken mehr kommen.
- Konsistenz! Durch einen zentral verwalteten und üblicherweise von wenigen Personen konsistent betreuten Gottesdienstplan ist sichergestellt, dass Inhalte nicht nur immer vorhanden, sondern auch einheitlich sind. Was ist der heutige Predigttext? Apostelgeschichte 2,1-11? Oder Apg. 2, 1-11? Oder gar Apostelgesch. 2, 1 bis 11?
- Und zu guter Letzt: Die Schritte 1 bis 3 vereinfachen den Streaming-Dienst entscheidend. Dadurch ist es leichter, neue Mitarbeiter*Innen für diese Aufgabe zu gewinnen.
Beim in unseren Gemeinden neuen Streaming-Dienst kommt es aufgrund der vielen technischen Abhängigkeiten sowieso immer wieder zu unverhofften Herausforderungen unterschiedlichster Art. Wir sind froh, dass das Erstellen von Inserts bei uns in der Evangeliumsgemeinde nicht mehr dazugehört. Vielleicht ist das ja auch für deine Gemeinde eine gute Lösung? Wenn du Fragen dazu hast, dann kannst du uns gerne anschreiben!
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