Evangeliumsgemeinde - Evangelikale Gemeinde am Hauptbahnhof

Vor 55 Jahren wurde unsere Gemeinde durch zwei amerikanische Ehepaare gegründet. Sie kamen aus der Nähe von Chicago und kannten sich schon aus der Jugendzeit. Sie hatten sich beide wohlüberlegt im 10. Bezirk angesiedelt, denn sie hatten den Wunsch, den Menschen in Favoriten zu dienen und dort Gemeinde zu bauen, wo damals die größte Not herrschte.

Sie folgten einer schlichten Vision, durch eine lebendige christliche Gemeinde das Evangelium zu verbreiten und dadurch Menschenleben zu verändern und als Salz und Licht für ganz Favoriten zu wirken.

Mutig begannen sie die Gemeindebauten rund um die Trostkaserne zu besuchen und luden zur ersten Zeltmission in der Nähe vom Eisring-Süd ein. Bald entstand eine kleine Sonntagsversammlung mit Kinderstunde in einem Pensionistenklub in der Gußriegelstraße 52. Die wichtigsten Impulse kamen in den ersten Jahren überwiegend durch die wöchentlichen Gebetsstunden, in denen das Missionsfeld Favoriten konsequent im Auge behalten wurde.

Seit jeher in Favoriten: Von der Quellenstraße an den Hauptbahnhof

Das erste eigene Gemeindelokal wurde dann in der Quellenstraße 156 eingerichtet und diente fast 40 Jahre bis zur Übersiedlung an unseren aktuellen Standort im novum Wien Hauptbahnhof (Karl-Popper-Straße 16). Als die Gemeinde einigermaßen gefestigt war, zogen die beiden Missionarsfamilien weiter und gründeten Gemeinden an anderen Orten.

Ihre Vision haben sie uns hinterlassen. Wir gehen wir damit um? Haben wir die alte Vision verloren oder passt sie nicht mehr in unsere Zeit? Wahrscheinlich bewegt viele von uns noch immer der Wunsch, als Gemeinde für diesen schwierigen Bezirk da zu sein und seine Bewohner für Jesus zu gewinnen.

Inzwischen leben über 200.000 Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen im 10. Bezirk. Es wachsen ständig neue Gemeinden heran, mit denen die Arbeit besser aufgeteilt werden könnte. Werden wir eines Tages gemeinsam neue Wege suchen, um die alte Vision der Glaubensväter umzusetzen?

Einige Gemeinden haben dafür spezielle Dienste ins Leben gerufen. Wir als Evangeliumsgemeinde haben bisher noch kein Konzept für Favoriten entwickelt. Vielleicht besteht darin unsere Chance, vor allen anderen Aktivitäten das anzupacken, was das Wichtigste und Wertvollste in den Augen Gottes ist. Gibt es dafür eine Bestätigung in Gottes Wort?

Als das Volk Israel nach Babylon verschleppt worden war, dachten wohl nur wenige daran, dass sie als Gefangene im fremden Land an den feindlich gesinnten Bewohnern einen göttlichen Auftrag haben könnten. Sie vermuteten eher, am falschen Platz zu sein. Sie wollten möglichst schnell wieder zurück in die Heimat und in die Freiheit.

Was sagt ihnen Gott in dieser Situation? Jeremia 29,7:

Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn es ihr wohl geht, so geht es euch auch wohl.

Ich habe euch in diese Stadt gebracht. Ihr habt an euren Feinden einen besonderen Auftrag von mir. Setzt euch für das Wohlergehen der Stadt ein und betet für eure Feinde. Dann wird es ihnen und auch euch gut gehen.

Beten als Auftrag Gottes

Den wertvollsten Beitrag, den du zum Wohl der Menschen des 10. Bezirkes leisten kannst, ist anhaltendes Gebet. Sowohl als Einzelperson als auch als Glied der Gemeinde.

Es geht also in erster Linie nicht darum, einen Missionsauftrag zu erfüllen, sondern um Gottes Gebot, Fürbitte zu leisten. Dadurch suchst du das Beste für die Stadt und für unseren Bezirk Favoriten. Dadurch tust du das Beste auch für dich selbst.

Ich habe den Eindruck, dass die meisten von uns, den aufrichtigen Wunsch haben, für andere da zu sein. Wir wissen aber oft nicht, wie wir das umsetzen können.

FÜR FAVORITEN BETEN ist keine Wahlmöglichkeit, ob ich das oder lieber etwas anderes tun möchte. FÜR FAVORITEN BETEN ist Gottes Auftrag an uns als seine Gemeinde. Darum ist es wichtig, sofort damit anzufangen und dann treu dabei zu bleiben.

Wir werden daher in Zukunft immer wieder Gebetsanliegen für den Bezirk in die Gemeinde hineintragen. Am leichtesten geschieht das, indem man den Bezirk und seine Menschen besser kennen lernt.

Einen ersten Schritt in diese Richtung haben wir am 21. August 2022 im Rahmen unseres Sommer-Gemeinschaftsprojekts "Back to Gemeinschaft" bereits getan: Wir haben im Gottesdienst gebetet, dass uns dieses Vorhaben als Gemeinde gelingen möge. Weiters gab es einen Spaziergang durch die Kernregion des Bezirkes mit 5 Gebetsstationen. Gestartet wurde im Helmut-Zilk-Park mit dem Bildungscampus Sonnwendviertel, dann führte der Weg zur jüdischen Gedenkstätte Humboldttempel; beim Amtshaus wurde für Anliegen der Bezirksregierung gebetet und für den Bezirksvorsteher ein freundlicher Gruß in seinem Postkasten deponiert. Der Rundgang endete am Viktor-Adler-Markt und mündete in einen Gasthausbesuch zur Stärkung der Gemeinschaft.

Für diesen Spaziergang haben wir auch ein Handout zum Beten für Favoriten erstellt. Du kannst das Handout hier herunterladen und jederzeit als Anleitung für dein persönliches Gebet für Favoriten verwenden:

Wäre es nicht schön, wenn wir die alte Vision unserer Gemeindegründer wieder neu aufgreifen und mit Leben erfüllen? Auch wenn wir nicht alle hier im Bezirk leben, ist das kein Hindernis, gezielt und konsequent für Favoriten zu beten. Nehmen wir die Fürbitte so ernst wie seinerzeit der Prophet Samuel das Gebet für sein Volk in 1.Samuel 12,23:

Es sei aber auch ferne von mir, mich an dem HERRN dadurch zu versündigen, dass ich davon abließe, für euch zu beten ...

Wenn wir beten, wird Gott handeln.
Lassen wir uns überraschen, was Er an den Menschen in Favoriten tun wird.

Cover-Foto von Wikimedia.